Offene Beziehung: Wieso du deine Bedürfnisse kennen solltest

von | Mai 29, 2019

Hier ist ein Problem, wie viele Menschen sich das Leben in einer offenen Beziehung schwer machen:
Sie haben keine Klarheit über ihre eigenen Bedürfnisse und die des Partners. 

Kennst du Situationen in deiner Beziehung und deinem Liebesleben, die dich frustrieren und in denen du sehr emotional reagierst? 

Gibt es Muster und Geschichten, die sich immer wieder in deinem Leben wiederholen?
Hast du das Gefühl, dass dein Partner dir überhaupt nicht entgegen kommt und dir nicht das gibt, was du gerne haben möchtest?
Hast du den Anspruch an deinen Partner, dass er es ist, der etwas falsch macht und ändern sollte?

Sind wir doch mal ehrlich, gerade in einer offenen Beziehung kommen oft emotional schwierige Situationen vor, die eine Überreaktion oder Frustration nach sich ziehen. Ich jedenfalls hatte solche Momente ohne Ende.

Offene Beziehung braucht Klarheit

 

Wenn du deine Bedürfnisse nicht kennst, dann weißt du auch nicht, was du wirklich willst.
Die Gefahr ein Problem auf den Partner zu projizieren ist groß.

Nach dem Motto “Mach du, dass es weg geht.” gibst du Verantwortung und somit auch Schöpferkraft und Macht über dein eigenes Leben und Empfinden ab.

Ich möchte dir dabei helfen in Kontakt mit deinen Bedürfnissen zu kommen und zu erkennen, was du brauchst und willst.
Mit dieser Klarheit erhältst du automatisch mehr Selbstwirksamkeit und Entscheidungskraft darüber, wie du die Situation gestalten willst.

Was sind Bedürfnisse

 

Maslowsche Bedürfnispyramide

Unzufriedenheit und Frustration entsteht aus dem Gefühl des Mangels. Du hast das Gefühl, du bekommst nicht genug zurück, es geht nicht gerecht zu, dir steht mehr zu…

Du hast nicht genug von etwas oder bekommst nicht das, was du willst.
Ein Bedürfnis ist also ein

“Zustand oder Erleben eines Mangels, verbunden mit dem Wunsch ihn zu beheben.” 

Besonders spannend ist das Konzept der Maslowschen Bedürfnispyramide.
Dabei werden 6 unterscheidliche Kategorien von Bedürfnissen angegeben. (Interessanterweise passen diese Stufen auch ganz gut mit den 7 Chakren zusammen, wobei das 7. Chakra nicht vertreten ist, muss wohl noch eine Kategorie für erfunden werden)

1. Physiologische Bedürfnisse
2. Sicherheit
3. Sozialbedürfnis
4. Anerkennung und Wertschätzung
5. Selbstverwirklichung
6. Transzendenz

Spannend dabei ist auch, dass Maslow die ersten 4 Bedürfnisse als Mangelbedürfnisse oder Defizitbedürfnisse bezeichnet, die letzten beiden als Wachstumsbedürfnisse.
Wachstumsbedürfnisse können in dem Sinne nie gestillt werden. Wenn du dein eigenes Leben und deinen Entwicklungsprozess anschaust wirst du vielleicht merken, dass du irgendwann wieder diese Unruhe und Neugier verspürst, die Lust auf Veränderung, auf Weiterentwicklung. Hallo Wachstumsbedürfnis!

Bedürfnisse nach dem GfK-Navigator

Eines meiner Lieblings-Kommunikationstools ist die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. Ich kann dir dazu wirklich sein Buch empfehlen.
Bei der GfK geht es unter anderem darum, dein Bedürfnis auf gesunde und mitfühlende Art und Weise zu äußern.
Eines der wichtigsten und schwierigsten Schritte dabei ist, das eigentliche Bedürfnis hinter einer Situation und dem damit verbundenen negativen Gefühl zu erkennen.

Als Hilfestellung gibt es den GfK-Navigator.
Dieser gibt 4 Kategorien vor, unter die mögliche Bedürfnisse eingeordnet werden können

  • Verbunden sein

  • Selbstbestimmt sein

  • Sicher sein

  • Entspannt sein

Für Beziehungen ist diese Einteilung super, denn es wird sofort klar, dass Bedürfnisse aufkommen, die konträr sein können. Z.B. das Bedürfnis nach Nähe und Verbundenheit und das Bedürfnis nach Freiheit und Autonomie.
Besondern in einer reflektiereten, wachstumsorientierten offenen Beziehungen, in der viel Raum für Selbstverwirklichung und Freiheit ist, aber auch der Wunsch nach Verbindlichkeit und Nähe, gilt es, beides unter einen Hut zu bringen. 

Check up – Meine Bedürfnisse in meiner offenen Beziehung

 

Nimm dir ein Blatt und ein Stift und brainstorme einfach mal. Welche Bedürfnisse hast du in deiner Beziehung? In welche Kategorien passen sie? Was ist dir wichtig?

Meine Liste sieht momentan so aus

Verbunden sein

– Nähe, Intimität
– Kommunikation
– wahrgenommen, wertgeschätzt werden
– Verbindlichkeit
– gemeinsame Zeit

Selbstbestimmt sein

– Freiheit ausleben
– Privatsphäre, Diskretion
– Freiwilligkeit

Entspannt sein

– Harmonie
– Rückzug
– Gelassenheit

Sicher sein

– Regeln, Rahmenbedingungen
– Vertrauen
– Klarheit
– Ehrlichkeit

Hier verlinke ich dir eine Liste von weiteren möglichen Bedürfnissen.

Du kannst erkennen, dass die auftauchenden Bedürfnisse in fast allen Kategorien der Maslowschen Theorie vertreten sind. Das macht die Sache so komplex und vielschichtig. Von Grundbedürfnissen bis Wachstumsbedürfnissen ist alles dabei.

Werde dir klar darüber in welchem Bereich gerade Mangel herrscht. Wo gibt es Defizite? In welchem Bereich möchtest du noch wachsen?

Wie bekommst du Zugang zu deinen Bedürfnissen?

 

Wenn du unsicher bist, was genau dein Bedürfnis ist, dann versuche es über konkrete Situationen herauszufinden.

3 Schritte um deine Bedürfnisse zu erkennen

1. Die Situation

Schreibe Situationen auf, in denen du emotional überreagiert hast, es zu Streit gekommen ist, du frustriert warst usw.

2. Das Gefühl

Schreibe dann auf, was für Gefühle diese Situation in dir hervorgerufen hat.
Achte darauf, dass du sogenannte “echte” Gefühle aufschreibst. Z.B. wütend, traurig, verärgert, unsicher…
Vermeide “Pseudogefühle” wie z.B. Ich hab mich manipuliert, ausgenutzt, herabgesetzt gefühlt.
Das sind verpackte Schuldzuweisungen, Interpretationen und Vorwürfe.
Komme wirklich mit deinem dahinter stehenden Gefühl in Kontakt und unterscheide das gut.

3. Das Bedürfnis

Überlege für jede einzelne Situation welches Bedürfnis nicht erfüllt wurde. Wo hast du noch Mangel verspürt? 

Eine offene Beziehung soll dir all deine Bedürfnisse erfüllen?

 

In deiner offenen Beziehung steckt so viel Erfüllung, so viel Wachstum.
In meiner Welt ist meine Beziehung nicht dazu da mir Bedürfnisse zu erfüllen, sondern eine Spielwiese auf der ich mich ausleben kann. Denn, die offene Beziehung an sich macht mich nicht glücklich, sondern das, was ich daraus mache. Die Facetten die ich ausleben kann, den Raum, die Tiefe, die Verbindungen, die ich erschaffen kann.

Viele Menschen machen den Fehler, dass sie die Verantwortung zur Erfüllung ihrer Bedürfnisse an den Partner abgeben.

Sie sehen es als Aufgabe des Partners, dass ihre Bedürfnisse erfüllt werden. Somit machen sie sich abhängig von Außen und vergeben die Chance aktiv ihre Beziehung zu gestalten.
Eine offene Beziehung kann dir alles bieten: die Freiheit, die Selbstverwirklichung, die Sicherheit, die Verbundenheit und Intimität. Aber nur wenn du in die Kreation all dessen gehst.
Ein Schritt dahin ist, selber Verantwortung für all deine Bedürfnisse zu übernehmen.

Warum Eigenverantwortung so wichtig ist

 

Wenn du in der Eigenverantwortung bist, dann bist du in der aktiven, gestaltenden Schöpferrolle. Eigenverantwortung gibt dir Handlungskraft und Macht über die Situation. Du nimmst dich als selbstwirksam war.

Eigenverantwortung heißt in Selbstliebe zu sein, dich selber wert zu schätzen, dir zu vertrauen.

Die Alternative ist, in der passiven Opferrolle zu bleiben. Das gibt dir das Gefühl, du kannst sowieso nichts an der Situation ändern, du bist abhängig von deinem Partner und es gibt nichts was du tun kannst.
Mache den Schritt die Sache in die Hand zu nehmen! Schau genau hin!
Mit der Klarheit über deine Bedürfnisse kommen die Lösungen.
Wenn du für dich herausfindest, was genau dein Mangelgefühl ist, dann kannst du aus dir heraus Erkenntnisse, Strategien und Lösungen gewinnen.
Wenn du dich erkennst und durchschaust baust du Vertrauen zu dir selber auf.

Offene Beziehung braucht Kommunikation

 

Für die Kommunikation von Bedürfnissen eignet sich die GfK hervorragend.
Dabei gibt es 4 Schritte wie du dabei vorgehen kannst.

Du kannst die GfK zur tatsächlichen Kommunikation mit deinem Partner nutzen, aber auch einfach als Reflexion für dich und deine Situation.

Es gibt dabei ein paar Details, die es zu beachten gilt.

Kommunikationsbeispiel

1. Äußere deine Beobachtung immer wert- und vorwurfsfrei
Statt: “ Du hast nie Zeit für mich.”
Sagst du: “Wir haben diese Woche noch gar nicht zusammen gesessen und Zeit gehabt zu reden.”

2. Achte darauf echte Gefühle auszudrücken, keine versteckten Schuldzuweisungen.
Statt: “Ich fühle mich von dir allein gelassen.”
Sagst du: “Ich bin traurig, dass wir keine Zeit zusammen verbracht haben.”

3. Vermische ein Bedürfnis nicht mit deiner Lösungsstrategie und Du-Botschaften
Statt: “Mein Bedürfnis ist es, dass du weniger arbeitest und wir mehr Zeit zusammen verbringen.”
Sagst du: “Ich hab das Bedürfnis mich mehr mit dir auszutauschen.”

4. Eine Bitte ist keine Forderung oder Drohung
Statt: “Ich möchte, dass du merh Zeit mit mir verbringst, sonst bin ich weg.”
Sagst du: “Ich möchte gerne mehr Zeit mit dir verbringen, wie können wir das Problem gemeinsam lösen. Hast du eine Idee?”

Muss ich mir alle Bedürfnisse selber erfüllen?

 

Eigenverantwortung bedeutet, dass du niemand anderen brauchst um dir deine Bedürfnisse zu erfüllen und dir immer alles selber geben musst? Falsch.
Wer in der Selbstliebe ist, der hat keine negativen Gefühle und Bedürfnisse? Falsch.

Für dich verantwortlich zu sein heißt, dass du Klarheit für dich hast.

Und zwar nicht nur oberflächlich, sondern dass du richtig tief in dich hinein hörst. Radikal ehrlich mit dir bist. Ohne Entschuldigungen auf deine Schatten schaust und erkennst, wo gebe ich gerade Verantwortung ab. Wo will ich, dass mein Partner mir das gibt, wozu ich nicht in der Lage bin. Wo erwarte ich etwas von meinem Partner, von dem ich selber keine Klarheit habe, was ich überhaupt genau will.

Ein Beispiel

Du wünscht dir von deinem Partner mehr Wertschätzung und Anerkennung für deine Arbeit.
Frage: Wertschätzt du dich selber für das, was du tust? Klopfst du dir selber auf die Schulter. Stellst du dich selber aufrecht hin und sagst dir, gut gemacht?
Zweite Frage: Hast du deinem Partner kommuniziert, dass du dir mehr Anerkennung wünscht? Und viel wichtiger, wie soll diese aussehen?
Wünscht du dir ab und zu ein anerkennendes Wort oder eine kleine Aufmerksamkeit in Form von Blumen, eine Umarmung, eine Einladung zum Essen…? An der Vielzahl an Möglichkeiten siehst du bereits, dass es viele Arten gibt Wertschätzung auszudrücken. Welche ist die, die du dir wünscht? Weißt du das überhaupt? Wenn ja, dann sag es und bitte darum!

Meine eigene Story

 

Ich hatte lange das Gefühl, mein Partner müsste mir doch das Gefühl geben, dass er mich liebt und ich ihm vertrauen kann. Dabei tat er schon alles dafür. Nie war es genug. Warum war es nicht genug? Weil ich es ihm nicht glauben konnte.

Mein erster Schritt war, dass ich mir eingestanden habe, was ich wirklich brauche.

Der erste Schritt war für mich auch, das von meinem Partner einzufordern. Sprich, ich wollte Bestätigung und Wertschätzung. Ich wollte mehr Worte der Bestätigung, mehr Struktur und Regeln in unserer Beziehung. Ich wollte das alles von meinem Partner haben und habe es auch eingefordert. Das funktionierte eine Zeit lang gut, von außen habe ich mein Bedürfnis erfüllt bekommen. Aber so richtig tief drinnen, war immer noch Unsicherheit und Mangel, egal wie sehr er sich bemühte.
Das ist übrigens der Punkt an dem viele Menschen aufgeben und sagen, dann ist es eben einfach nicht der Richtige. Ich fühle es einfach nicht, da ist keine Verbindung, also gehe ich.

Mein zweiter Schritt: Mir wurde bewusst, ich glaubte mir selber nicht was ich hörte.

Ich habe mir nicht erlaubt zu glauben, dass er mich wirklich liebt. Es konnte doch nicht sein, dass er zu mir zurück kommt, obwohl er bei einer anderen war. Unmöglich, dass ich die Frau sein soll, mit der er sein Leben verbringen will.
Tief in mir drinnen war es so, dass ich mir mein Bedürfnis nach Bestätigung und Wertschätzung selber nicht erfüllen konnte. Dann habe ich versucht es mir durch ihn zu erfüllen (was übergangsweise ganz gut ging, aber nicht so richtig). Woraufhin mir diese Dynamik bewusst geworden ist und ich erst über dieses Bewusstwerden langsam und Stück für Stück daran arbeiten konnte mir dieses Bedürfnis selber zu erfüllen.

Eigenverantwortung hängt also auch immer mit dem momentanen Entwicklungsstand ab.

Es ist total okay erstmal zu erkennen, was du konkret von deinem Partner haben möchtest. Wenn das dann nicht zum gewünschten Ergebnis führt, dann grab weiter und schau, was steckt eine Schicht tiefer dahinter.

Schlussendlich, sei geduldig und mitfühlend, mit dir und deinem Partner. Diese Entwicklungen kommen nicht von heute auf morgen und brauchen Zeit und Übung. Aber der Weg lohnt sich.

 

Wenn du Fragen zum Thema Bedürfnisse und Kommunikation mit der GfK hast, dann schreibe mir gerne eine Nachricht.

 

 

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© Kathrin Weidner, 2022 

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